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  • Autorenbildhrammler

13.4.2019 Waitomo Trailrun - Laufen in Mittelerde



Um 6 Uhr läutet der Wecker nicht. Wieder habe ich es einmal geschafft ihn so einzustellen, dass er nicht abläuft. Das macht aber nichts, denn 10 Minuten vor 6 Uhr wird es am Rugby-Feld neben dem Campingplatz bereits laut und die Flutlichtanlage sorgt für Dämmerstimmung. Von dort bringen die Shuttlebusse die Läufer zu den Startpunkten. Die ersten fahren so gegen 6:15 Uhr ab. Wir haben noch Zeit. Ich muss erst gegen 8 Uhr einen Bus nehmen und Heidi hat um 10 Uhr ihren Start auf Stubbs Farm.

Wir stehen kurz nach 6 Uhr auf. Es ist eisig kalt draußen. 5°C!. Aber der Himmel ist wolkenlos. Deshalb ist es wahrscheinlich auch so kalt. Es kündigt sich ein schöner Herbsttag an. Wir ziehen uns zunächst einmal warm an und machen uns ein Müesli zum Frühstück. Das essen wir in der camp kitchen, weil uns so friert. Um 7:15 Uhr sind wir fertig für den Aufbruch. Wir fahren mit dem Camper aus dem Campingplatz vor das gegenüberliegende Cafe und holen uns noch einen Long Black. Danach gehe ich zum Bus und Heidi fährt zu Stubbs Farm.

Die Busfahrt dauert ungefähr eine gute halbe Stunde und verrät schon, in welcher Umgebung wir heute laufen werden. Es ist keine Übertreibung. Man fühlt sich fast wie im Herrn der Ringe. Im Bus neben mir sitzt Simon, ein Australier, der diesen Lauf von seiner Frau als Überraschung zum 33. Hochzeitstag geschenkt bekommen hat. Er hat ungefähr mein Alter. Wir unterhalten uns gut.


Von einem Parkplatz aus geht es durch eine Schlucht zum Startpunkt auf der Mangapohue Natural Bridge. Das ist ein Felsbogen. Dort wird vor dem hölzernen Stiegenaufgang so lange gewartet bis genügend Leute beisammen sind. Auf diese Weise werden die einzelnen “wafes” auf die Reise geschickt. Es gibt ein kurzes Briefing und um 8:45 Uhr geht’s für mich los.


In der Zwischenzeit fährt Heidi zu Stubbs Farm. Sie nimmt auf den ersten Kilometern die selbe Strecke wie der Bus, muss dann aber rechts abbiegen. Vom Bus aus kann ich die Abzweigung sehen und denke mir “das wird knackig”. Der Weg ist zunächst betoniert, führt steil nach oben, ist schmal und holprig und geht dann in eine Schotterstraße über. Eine Hofzufahrt eben. Heidi schwitzt, schafft es aber letztlich gut.

Bei Stubbs Farm wird in einer Wiese geparkt. Die Farm liegt auf einem Bergrücken. Dort gibt es an zwei Ständen Kaffee, Tee und heiße Suppe zu kaufen. Vor dem Start isst Heidi noch eine heiße Gemüsesuppe. Das tut gut bei der Kälte. Von der Farm geht’s los. 11 km in einem Rundkurs.


Bei mir gehen die ersten Kilometer zunächst kurz über Wiesen und dann durch den Bergregenwald auf einem schmalen Pfad. Es kann dort nicht oder nur schlecht überholt werden. Die langsameren Läufer gehen aber zur Seite und lassen die schnelleren durch. Vor mir läuft ein Neuseeländer mit seiner Partnerin. Hinter mir Simon, auf den ich nach dem Start aufschließen konnte. Für einige Kilometer bilden wir eine Gruppe. Der schmale Weg ohne Überholmöglichkeit hat auch einen Vorteil. Man geht es mit dem Tempo nicht so scharf an. Der Pfad ist durch die Regenfälle der letzten Tage schlammig und rutschig. Durch die vielen Läufer wird das noch glitschiger. Der Pfad führt an einem Bach entlang, der überquert werden muss. Bei der ersten Querung liegen zwei Baumstämme von einer Seite zur anderen. Dort passe ich noch auf, damit ich in den Schuhen nicht nass werde und balanziere, so wie viele andere Teilnehmer über die Stämme. Andere wissen es offenbar schon besser und laufen einfach durch das fast kniehohe Wasser. Später weiß ich auch warum. Der Bach muss nämlich noch viele male überquert werden und da gibt es keine Hilfen wie Stege, Brücken oder Steine. Man muss durchwaten und ist dann in den Schuhen durch und durch nass. So geht es zunächst gut 5-6 km durch herrlichen Regenwald. Auch hier gibt es Baumfarne, mit Epiphyten schwer behängte Bäume, Palmen und vieles mehr.

Danach wechselt die Landschaft und der Trail führt durch Farmland und über Wiesen, die mit Einzelfelsen und Felsgruppen durchsetzt sind. Und immer wieder diese herrlichen Baumfarne und die Epiphyten an den Bäumen. Simon und ich überholen einander wechselseitig.



Bei Heidi führt der Weg von Stubbs Farm zunächst über Weideland mit Felsformationen und Solitärbäumen, die auch hier mit Epiphyten behängt sind. Dann auch in den Regenwald aber ohne Flußquerung mit vielen ups und downs steil und rutschig. Auch hier ist der Trail schmal und unwegsam. Teilweise muss man unter Bäumen durchkriechen. Dann folgt ein Felsengang mit einem engen Felsloch am Ende zum Durchschlüpfen und anschließend einige Meter ausgesetzte Felszinnen. Zum Schluss wieder über Farmland bergauf und bergab zu Stubbs Farm.




Ich habe den Marakopa Natural Tunnel erreicht. Eine Durchgangshöhle von ca. 200m Länge. Ich packe meine Stirnlampe nicht aus sondern hänge mich an einen anderen Läufer mit Stirnlampe. Das ist genug Licht für mich. Man kann das andere Ende zwar erkennen, in der Höhle wird es aber doch ganz schön dunkel und ich muss aufpassen, dass ich nicht stolpere. Auch hier rinnt ein Bach durch die Höhle.








Nach der Höhle geht es im Wechsel von Regenwald, Wiesen und Farmland weiter.

Bei km 10 gibt es die erste Labestelle, die Simon und ich gemeinsam erreichen. Kurz trinken, ein Stück Banane und Orange essen, ein wenig rasten und weiter gehts. Ich lasse Simon zurück, der seine Schuhe ausgezogen hat um seine Socken auszuwringen. Wasserdichte Schuhe haben auch einen Nachteil. Das Wasser geht nicht raus. Das Angebot, trockenen Wechselsocken von mir zu nehmen, lehnt Simon ab. Danach sehe ich ihn auf dem Trail nicht mehr.



Nach 3 Stunden und 30 Minuten erreiche ich das Ziel auf Stubbs Farm. Heidi ist noch nicht da. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass sie vor mir im Ziel ist. Es scheint die Sonne vom immer noch wolkenlosen Himmel aber es bläst ein kalter Wind. Ich habe mir keine Jacke in den Rucksack gepackt und mir wird ganz schön kalt. Simon kommt ca. 15 Minuten nach mir ins Ziel. Dort verliere ich ihn dann aber aus den Augen. Heidi kommt kurz danach ungefähr 20 Minuten nach mir ins Ziel. Wir bekommen beide eine Erinnerungsmedailie.

Wir ziehen uns was warmes an und holen uns eine Gemüsesuppe, die wir aber im Auto essen, weil uns wieder so kalt ist. Als Draufgabe teilen wir uns noch eine Karamelschnitte.

Am Ende sitzen wir glücklich in unserem Camper. Es war eine sehr schöne Veranstaltung und ein wirklich schöner Trail. Für den Lauf extra hierher zu Fliegen wäre ein wenig zu aufwendig, aber wenn man schon wie wir einmal in der Gegend ist.


Nach dem Lauf machen wir uns wie geplant auf den Weg Richtung Rotorua. Da auch heute die Zeit dort hin knapp wird, machen wir in Mangakino Schluss. Es ist ca. 16 Uhr und noch hell. Wir wollen nicht wieder bei Dunkelheit ankommen und uns einen Platz zum Schlafen suchen. In Mangakino gibt es einen freien Campground für Zelte und alle Arten von Fahrzeugen. Der Platz liegt wunderschön an einem See. Da es keine Duschen gibt und wir nach dem Lauf noch nicht geduscht haben, gehen wir in den See. Dazu muss man wissen, dass es hier derzeit ein Wetter hat, wie bei uns an einem schönen Tag im Oktober. In der Sonne ist es einigermaßen angenehm. Aber im Schatten wird es schnell kalt. Die Wassertemperatur des Sees liegt bei rund 18°C und wenn man rauskommt ist es ordentlich frisch. Wir baden daher nur kurz und ziehen uns schnell wieder an. Danach setzen wir uns gemütlich vor den Camper und genießen nach dem heutigen Lauf beim Sonnenuntergang ein wohl verdientes Abendessen und ein Bier. Wir sind ziemlich erledigt und legen uns früh zu Bett. Die Nacht wird kalt. Wir haben unsere Schlafsäcke zur Verstärkung ausgepackt.

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